Ausgangslage

Die Corona-Pandemie hat unsere Gesellschaft mit unerwarteten Herausforderungen konfrontiert. Jederzeit mögliche Infizierungen und Quarantänen, wirtschaftliche Probleme und der Wegfall von Freizeitaktivitäten führten zu dauerhaftem Stress in allen Teilen der Bevölkerung. Nicht zuletzt der Streit über die Angemessenheit politischer Maßnahmen entfaltete eine spaltende Wirkung und begünstigte den Ausbruch verbaler und körperlicher Gewalt.

Leider geht die (temporäre?) Entspannung der Pandemielage mit gehäuft auftretenden Naturkatastrophen, einem brutalen Krieg in der Ukraine und einer Krise der Weltwirtschaft einher. Unsere Gesellschaft bleibt im Krisenmodus und elementare Ängste beherrschen das Denken vieler Kinder und Jugendlicher.

Besonders in urbanen Quartieren mit hoher Bevölkerungsdichte werden die schon bestehenden Probleme noch größer. Das Bundesinsitut für Bevölkerungsforschung stellt eine deutliche Zunahme von Depressionen unter jungen Menschen fest; waren vor Corona 10 Prozent hiervon betroffen, so ist es heute ein Viertel aller Jugendlichen. Soziale Benachteiligung und Migrationshintergrund erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer depressiven Erkrankung demnach erheblich. https://www.bib.bund.de/DE/Aktuelles/2021/2021-07-28-Pressekonferenz-Schulschliessungen-fuer-Kinder-und-Jugendliche-belastend 

Eine Studie der Technischen Universität München belegt, dass Quarantänen, Kurzarbeit und Jobverlust die Zahl häuslicher Gewalttaten signifikant erhöhen. https://www.sites.hfp.tum.de/globalhealth/forschung/covid-19-and-domestic-violence/

Der Wegfall persönlicher Kontakte ließ die Rolle der sozialen Medien im Alltag junger Menschen anwachsen, was auch die Wahrscheinlichkeit, selbst zum Opfer von Online-Kriminalität wie z.B. Cybermobbing, Datenklau und pädophiler Belästigungen zu werden, erhöht hat. Laut einer Umfrage der Techniker Krankenkasse ist der Anteil der von Cybermobbing betroffenen Schüler:innen von 12,7 Prozent in 2017 auf 17,3 Prozent in 2020 angewachsen, was bundesweit einer Gesamtzahl von rund zwei Millionen betroffenen Kinder und Jugendlichen im ersten Jahr der Pandemie entspricht. https://www.tk.de/presse/themen/praevention/gesundheitsstudien/cybermobbing-corona-praevention-2107030?tkcm=ab

Diese Entwicklungen machen vor den Bonner Klassenzimmern nicht halt, in denen Kinder mit unterschiedlicher Persönlichkeit, Herkunft und familiärer Prägung zusammenkommen, um gemeinsam zu lernen. Die starken Einschränkungen des Präsenzunterrichts der Jahre 2020 & 2021 machten es nicht nur für Kinder mit Sprachschwierigkeiten, Leistungsschwäche oder Aufmerksamkeitsproblemen schwer, den Anschluss nicht zu verlieren. Ausflüge und Klassenfahrten, auf die man sich gefreut hatte, wurden vielfach gestrichen. Das soziale Lernen und das Zusammenwachsen als Gruppe kamen zu kurz; zwischenmenschliche Konflikte können so leicht eskalieren, worunter SchülerInnen und Lehrkräfte gleichermaßen zu leiden haben.

Der Förderung von Widerstandskraft und Gemeinsinn junger Menschen kommt auch über die unmittelbare „Coronazeit“ hinaus eine hohe gesamtgesellschaftliche Bedeutung zu.